Bauherr | Sozialbau Kempten Wohnungs- und Städtebau GmbH |
HOAI | Architektur Leistungsphase 1-2 |
Freianlagen | silands Gresz + Kaiser Landschaftsarchitekten PartG mbB |
Projektteam | Vinzent Wörtz / Florian Schorer |
Wettbewerb | Teilnahme |
An der Leonhardstraße entsteht in den kommenden Jahren ein neues und zukunftsweisendes Stadtquartier, das die vorhandenen Quartiere im Süden und Westen auf selbstverständliche Weise ergänzt, mit dem Engelhaldepark vernetzt und so einen Beitrag zu einer sozialen und lebendigen Nachbarschaft leistet. Die Setzung und die Struktur der Baukörper verfolgt dabei vier Ziele: einen wirksamen Lärmschutz zum Schumacherring herzustellen, die Leonhardstraße räumlich zu fassen und so als Stadtraum zu qualifizieren, ein hohes Maß an Durchlässigkeit zum Engelhaldepark zu erzeugen und vielfältige Begegnungsräume zu schaffen. Die Struktur des neuen Quartiers ist dabei so ausgelegt, dass sie sich in drei bzw. vier Bauabschnitten realisieren lässt, die mit jeweils eigenen Kinderbetreuungseinrichtungen und jeweils autarker Parkierung eigenständig funktionsfähig sind, und gleichzeitig die vorhandenen und (temporär) zu erhaltenden baulichen Strukturen auf selbstverständliche Weise integriert.
Durch die bauliche Fassung des Straßenraums, die Stärkung der gewerblichen Nutzungen in den straßenbegleitenden Erdgeschossen und die Widmung als Fahrradstraße soll sich die Leonhardstraße zur neuen Lebensader des Stadtteils entwickeln. An ihrem westlichen Ende eröffnet ein kleiner Aussichtsplatz (Bellevue) den Blick auf das Illertal und die Kemptener Stadtmitte; am östlichen Ende erfolgt durch den Fuß- und Radwegesteg die Anbindung an den Bachtelweiher und den Kemptener Wald.
Im Verflechtungsbereich der öffentlichen Nutzungen (Mobilitätshub, Nahversorger, Gastronomie, Kindergarten) mit den Wohnnutzungen im neuen Stadtquartier entsteht im Nordosten ein Quartiersplatz als öffentliches „Wohnzimmer“ und Treffpunkt für alle neuen und alten Bewohner*innen des Stadtteils. Dieser ist Teil von insgesamt drei Freiraumverbindungen zwischen der Leonhardstraße und dem Engelhaldepark, die neben ihrer vernetzenden Funktion auch ökologische Funktionen übernehmen.
Während die mittlere dieser drei Verbindungen als grüne Rad- und Fußwegeverbindung fast parkartigen Charakter besitzt, wird die westliche Verbindung entsprechend der vorgeschlagenen Kunst- und Kulturnutzungen in den erhaltenen Bestandsgebäuden als vielfältig bespielbarer, urbaner Raum gestaltet. Dieser erhält im Übergang vom bestehenden Quartier samt Pflegeheim im Westen zum neuen Quartier im Osten ein Café und einen neuen Spielplatz als attraktiven Auftakt in den Engelhaldepark.
Die Struktur der neu entstehenden Wohn- und Geschäftsgebäude lässt durch das Stapeln gleichartiger Geschosse und Nutzungen eine wirtschaftliche Bauweise erwarten. Die interne Organisation durch mehrspännige Erschließung verringert den Anteil der Verkehrsflächen. Die geplanten Gebäudeabmessungen und Geschossigkeiten können auch mit ökologischen Baustoffen abgebildet werden. Dabei steht die Holz- und Holzhybridbauweise für überirdisch liegende Bauteile im Vordergrund, um die Emission klimaschädlicher Gase zu reduzieren und einer nachhaltigen Bauweise gerecht zu werden. Die Gebäude sollen in Material und Materialität in möglichst natürlicher Anmut erhalten bleiben. Das kollektive Bewusstsein der Bewohner für einen verantwortungsvollen Einsatz der zur Verfügung stehenden Ressourcen soll durch das Weglassen nicht erforderlicher Farb- und Deckschichten geschärft werden. „Roh“ belassene Baustoffe lassen durch vereinfachte Weiterverarbeitung/ Recycling auch nach Ende des Lebenszyklus‘ einen ökologischen Mehrwert erwarten.